Ein Modulsystem fürs bayerische Gymnasium

Die Diskussion um die Dauer des Gymnasiums überlagert wichtige pädagogische und didaktische Fragen - insbesondere, wie heute individuelles Lernen und Kompetenzorientierung möglich werden. Das vom BLLV entwickelte Modulsystem ermöglicht beide im bestehenden System.

Es erlaubt eine echte Individualisierung und bietet ein flexibles und für jeden einzelnen Schüler passgenaues Angebot mit individueller Lernzeit Damit müssten sich weder die einzelnen Gymnasien noch deren Schüler zwischen einer acht- oder neunjährigen Variante entscheiden. Langwierige Diskussionsprozesse in der Schulgemeinschaft würden vermieden und der Schulfrieden gewahrt bleiben.

 

Das Modulsystem ermöglicht einem Schüler/einer Schülerin

  • den Nachmittagsunterricht zu reduzieren,
  • individuelle Stärken durch Plus- und Projektmodule auszubauen,
  • genügend Zeit für Hobbys, Sportverein, Instrumentalunterricht usw. zu haben,
  • individuelle Schwächen durch Fördermodule auszugleichen,
  • nicht erfolgreich absolvierte Fächer (Fachmodule) zu wiederholen ohne alle Fächer einer Jahrgangsstufe wiederholen zu müssen (kein pauschales Wiederholen mehr),
  • mit Beginn der siebten Klasse oder erst im Lauf der Mittelstufe den Bildungsgang zu dehnen

 

Das Modulsystem ermöglicht jedem Gymnasium

  • eine hohe Individualisierung der Lernzeit anzubieten,
  • den unterschiedlichen Motiven, wegen der Schüler ihre Lernzeit dehnen wollen (Leistungsprobleme, längere Erkrankungen, familiäre Probleme, zeitintensive Hobbies usw.), gerecht zu werden,
  • eine gezielte Förderung sowohl begabter als auch schwächerer Schülerinnen und Schüler zu realisieren,
  • eine größere Flexibilität bei der Klassen- und Gruppenbildung (z.B. Bilden kleinerer Lerngruppen in den Anfangsmodulen der Fremdsprachen) zu erreichen.

Der Aufwand für die Schulen

Es wäre unredlich, zu versprechen, das Modulsystem ließe sich ohne größeren Aufwand und ohne Umstellungsschwierigkeiten umzusetzen. Ein gewisser Innovationsaufwand liegt bei den Lehrkräften, die als Coaches eingesetzt sind. Auch wenn man berücksichtigt, dass das Modulsystem schrittweise von unten nach oben eingeführt wird, müssen hier Handreichungen, Fortbildungen usw. entwickelt und angeboten werden. Gleiches gilt für diejenigen, die mit dem Erstellen des Stundenplans beschäftigt sind. Auch hier wird insbesondere in der Anfangsphase ein höherer Aufwand nötig sein.

Von den unterrichtenden Lehrkräften hingegen verlangt das Modulsystem nur einen geringen Innovationsaufwand. Denn das Zentrum des erteilten Unterrichtes liegt in den Fachmodulen. Diese werden - wie jetzt auch - nach dem aktuellen Lehrplan unterrichtet. Dass im Modul "Mathematik Klasse 8" Schüler/innen sitzen, die im neunten Schulbesuchsjahr sind, ist nicht neu. Eine Neuerung stellen die Brücken- und Zusatzmodule dar. Hier kann teilweise auf bestehende Angebote (Intensivierungsstunden, Wahlunterricht) zurückgegriffen, anderes muss neu entwickelt werden.

Fazit und Zusammenfassung

Das Modulsystem lässt sich an jedem Gymnasium umsetzen. Potentiell konfliktauslösende Diskussionen, ob vor Ort das G8 beibehalten, das G9 oder beide Züge parallel eingeführt werden sollen, müssen nicht geführt werden. Der Schulfrieden bleibt gewahrt. Eltern finden für Ihre Kinder am Gymnasium Ihrer Wahl den für Ihr Kind ein passendes Angebot.

Egal ob ein Kind sich mehr Zeit lassen will, weil es Freiraum für außerschulische Aktivitäten möchte, oder weil es individuelle Schwächen ausgleichen will: Im Modulsystem findet jedes Kind den passenden Weg.

Auch ein Durchlauf des Gymnasiums in acht Jahren ist problemlos möglich. Da es keine unterschiedlichen Züge gibt und die Module auf dem LehrplanPlus basieren, müssen keine doppelten Ausgaben der Schulbücher entwickelt, zugelassen und von den Schulen gekauft werden.

Zusammenfassung:

  • In den Jahrgangsstufen 7 mit 10 organisiert die Schule den Unterricht in Modulen.

  • Jede/r Schüler/in wählt am Ende eines Schuljahres im Rahmen gewisser Vorgaben aus dem Angebot der Schule Module für das nächste Schuljahr aus. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler von der Lehrkraft beraten, die ihnen als Coach zugeteilt ist.

  • Jeder Schüler/jede Schülerin kann sich im Laufe des Modulsystems entscheiden, ob er/sie sich ein Jahr mehr Zeit lässt. In diesem Fall können die noch verbleibenden Fachmodule auf die übrigen Schuljahre verteilt werden. Dabei können die Motive für das Dehnen weitgehend berücksichtigt werden: Soll wegen zeitaufwändigem Hobby der Nachmittagsunterricht verringert werden? Sollen Lücken in ein paar Fächern ausgeglichen werden (bisher: freiwilliges Wiederholen der ganzen Jahrgangsstufe)?

  • Werden Fachmodule nicht erfolgreich abgeschlossen ("Durchfallen") müssen nur diese wiederholt werden. Der Schüler/die Schülerin verbleibt dadurch ein Jahr länger in der Modulphase. Das pauschale Wiederholen aller Fächer einer Jahrgangsstufe entfällt.

  • Am Ende des Modulsystems müssen die Fachmodule der zehnten Jahrgangsstufe erfolgreich abgeschlossen werden, um die Oberstufenreife zu erlangen.